JAPAN: Niseko, Rusutsu, Mount Yōtei-zan, Kiroro

Zum Skifahren 12 Stunden mit dem Flugzeug einmal um die halbe Erde nach Japan, was für den "Normal-Bürger" unserer Gesellschaft völlig absurd klingt und häufig mit Unverständnis begegnet wird, ist in Skifahrerkreisen schon bald kein Geiheimtipp mehr, längst hat sich der Mythos des einmaligen "Japows" im Land der aufgehenden Sonne herumgesprochen. Daher war die Entscheidung auch schnell getroffen, als mein Berggefährte Matthias im Herbst des Jahres 2017 mit der Idee um die Ecke kam, diese Saison zum Tourengehen und Skifahren nach Japan zu fliegen. "Wenn nicht jetzt, wann dann" lautete immer wieder unser Mantra und sie wurde noch begünstigt, dass zwei Surf-Buddies von Matthias aus Bayern sich uns anschließen wollten. Nach zwei Telefonkonferenzen mit Franz und Flo wurde aus der Idee eine konkrete Planung und so kam es, dass wir uns am 26. Januar 2018 mit Ski im Gepäck zum Flughafen aufmachten.

 

Matthias taucht im feinsten "Japow" ab. || Foto: www.lensofxare.com
Matthias taucht im feinsten "Japow" ab. || Foto: www.lensofxare.com

Von Düsseldorf nach Tokio

Nach dem gängigen Procedere und den immer wieder auftreten Problemen bei der Gepäckaufgabe mit Skiausrüstung, ging es doch recht zügig zum Boarding. Schon im Boarding Bereich merkte man schnell, dass es nicht ein typischer Ryan-Air Flug innerhalb Europas ist, da wir fast die einzigen "Toastbrote" im Wartebereich waren. Im Flugzeug auf dem reservierten Platz angekommen, saß zu unserer Überraschung aber neben uns ein englischer Medizinstudent, gegen dessen Hautfarbe, wir wiederrum doch nicht mehr als Toastbrote zu bezeichnen waren. Zum Glück erwies er als trinkfreudig und somit kamen wir schon im Flugzeug in den Genuss einer japanischen Bierprobe, bei der das Kirin Ichiban eindeutig als Sieger hervorging. Der weitere Verlauf des 12 Stunden Fluges war sehr entspannt und so kam es, dass man schneller als Gedacht in Tokio-Narita gelandet ist. Vor uns standen zwei Tage in Tokio und somit haben wir unser Ski-Gepäck im Storage am Flughafen abgegeben und nur das Nötigste für die Zeit in der Metropole mitgenommen. Auf der knapp 1 1/4 Stunden Fahrt mit dem Zug schlug dann auch der Jetleg so richtig zu und wir mussten aufpassen, dass wir die Haltestelle Shibuya nicht verpassen. Dort ausgestiegen realisierte man zum ersten mal, dass man schlagartig in einer ganz anderen Kultur am anderen Ende der Welt angekommen ist – Konnichiwa Japan.

Als erstes fallen einem an den Japanern die Mundschutztücher auf, die fast von jedem getragen werden und dass sich selbst an der Bahn in kleinen aber feinen Reihen angestellt wird. Für mehr anthropologische Analysen war am ersten Abend nicht zu denken, denn wir mussten uns erst einmal zurechtfinden und unser Hostel finden. Dank eines ausgeglügelten Meeting-Point Systems haben wir unseren Host in einer dunklen Nebenstrasse vor einem kleinen Restaurant getroffen. Der uns sehr freundlich zu unserem Zimmer brachte. Da Franz und Flo von München aus geflogen sind, war auch dies unser erster Treffpunkt für das Ski-Abenteuer Japan. Nachdem sich die Crew endlich zusammengefunden hat und sich das erste Erstaunen über die japanische Hightech-Toilette gelegt hat, zog es uns in das blinkende und glitzernde Nachtleben der 9,5 Millionen Einwohner Stadt. In einem "urigen Wirtshaus" (O-Ton der Bayern) haben wir uns ordentlich gestärkt und sind anschließend noch um die Häuser gezogen. Da wir leider für eine ordentliche Keilerei im Fight-Club zu spät unterwegs waren, zog es uns noch in die Disco, die allerdings nach sehr westlichen Vorbild aufgezogen war und somit im Gegensatz zu dem ersten Eindruck über Tokio fast normal wirkte und somit als unbedeutend erschien.

Dank des Jetlegs haben wir am ersten Tag bis 14 Uhr gepennt, um dann aber noch das normale Touristen Programm durchzuziehen. Erstes Ziel war die Shibuya Crossing, die große Straßenkreuzung inmitten des Stadtviertels Shibuya, von der gesagt wird, sie sei die geschäftigste Kreuzung der Welt. Auf jeden Fall ist sie das große pochende Herz der von Tokio. Im Minutentakt schickt hier die Ampelschaltung aberhunderte Menschen (zu Spitzenzeiten über 1.000 Passanten gleichzeitig) über mehrere breite Zebrastreifen auf die jeweils andere Seite der Straße.

 

Um ein Gefühl für die Dimensionen der Stadt zu bekommen, empfielt sich das Tokyo Metropolitan Government Building – Die beiden Rathaus-Türme laden gleich zur doppelten Aussicht auf Tokyo ein und gehören dank kostenlosem Eintritt zum Pflichtprogramm. Mit dem Express-Aufzug kommt man nach kurzer Handgepäck-Kontrolle bis zur Aussichts-Etage im 45. Stockwerk, welche vor allem abends bei Sonnenuntergang, sowie bei klarem Wetter auch tagsüber sehr zu empfehlen ist. Nachdem man den Sonnenuntergang und die funkelnden Lichter Tokyos aufgesaugt hat, ist  das das nahegelegende Golden Gai Viertel das perfekte Ausflugsziel für das Abendprogramm. Das ehemalige Schmugglerviertel besteht aus vielen kleinen schmalen Gassen, mit noch schmaleren Bars und teils sehr steilen Treppen. Wir landeten in der Mini-Kneipe von Michelle, die sich sehr gerne mit ihren Gästen unterhält, für die Musik sorgt und reichlich Bier ausschenken kann. Die Drinks sind recht teuer (Bier ist in Japan aber generell teuer). Wenn man auf das Geld nicht achten muss/will, sicherlich aber eine wunderbare Erfahrung. An die Bar passen max. 7 Leute und es war gut eng, aber die Atmosphäre dafür sehr familiär und man kommt schnell mit anderen Menschen in Kontakt. Trotz des traditionellen Flairs des Viertels, sind es zumeist Touristen und leider keine Einheimischen, die die Bars besuchen.

Gezeichnet vom Golden Gai Viertel schmuggelten wir uns am nächsten Morgen mehr schlecht als recht zum Flughafen, um den Flug anzutreten der uns nach Hokkaidō, zu unserem eigentlichen Auftrag führen sollte – dem Skifahren auf der zweitgrößten und nördlichsten Insel Japans (45. Breitengrad). Am Flughafen wartete natürlich wieder der lästige Check-Inn auf uns. Jeder der schon einmal mit Sport-Equipment geflogen ist, kennt diese Problematik. Immer hart an der Grenze zum Übergewicht, was man selbstverständlich nicht überschreiten möchte, denn sinnlos draufzahlen möchte niemand. Zusätzlich kommt beim Reisen mit Skiequipment immer noch die Lawinanausrüstung hinzu, die den Herrschaften am Sicherheits Check-Inn immer wieder mit neuen Herausforderungen konfrontiert und dies vor allem bei den pflichtbewussten Japaner. Diesmal hatte es Franz erwischt. Eigentlich wollte er mit seinem akkubetrieben Lawinen-Airbag dieser Problematik aus dem Weg gehen. Endlich durch alle Kontrollen hindurch, konnten wir mit Vanilla Air nach Sapporo, Hokkaidō abheben.

 

Niseko, Mount Mekunnai & Rusutsu

In der Austragungsstadt der olympischen Winterspiele 1972 angekommen, ging hier alles recht schnell und wir saßen in unserem hochtechnisierten Mietwagen und waren auf dem zweistündigen Weg nach Niseko. An dieser Stelle würde jetzt standardmäßig die Beschreibung der ersten Eindrücke der überwältigenden Landschaft erfolgen, aber darüber kann zu diesem Zeitpunkt leider nichts berichtet werden, da alles was man sehen konnte, meterhohe Schneemauern am Straßenrand waren. Keinen Einblick in die Landschaft, aber trotzdem stoked von den Schneemassen und des einsetztenen Schneefalls fuhren wir in die Dämmerung hinein bis zur Annupuri Lodge in Niseko… unser Domizil für die nächsten vier Tage.

Dort angekommen, bezogen wir zu allererst unser doppelgeschößiges Zimmer im ersten Stock und wurden dann von unserem Hunger in den Speisesaal getrieben. Nachdem bestellt wurde, fingen wir an die nächsten Tage zu planen. Als Flo eher beiläufig erwähnte, dass wir auf jeden Fall auch den Mount Yōtei-zan im Auge behalten müssen, wurden wir herzlich von einem deutschem Landmann begrüßt: "Den Gipfel werdet ihr nicht sehen, keine Chance!" schalte es im feinsten bayrisch vom Nebentisch zu uns rüber. Er sei schließlich schon 10 Tage in Niseko und wenn es ihm in dieser Zeitspanne verwehrt geblieben ist den 1898 m hohen Vulkan zu besteigen, dann würde das auch für uns gelten. Flo antwortete mit einem trockenen und leicht sarkastisch klingendem: "Servus". Danach war die nette Unterhaltung mit dem sympathischen Bayern beendet, brachte aber nach der ganzen Gastfreundlichkeit der Japaner einen Hauch von Heimat. Das Publikum in der Lodge erinnert ein bißchen an eine touristische Surflodge in Portugal, wo jeder zwar eine Affinität zum Sport und der betreffenden Sportart hat, aber trotzdem mehr für eine nette Instagram-Story vor Ort ist, als für das eigene Erlebnis und aus der Leidenschaft zum Skisport. Neben den besagten Bayern befanden sich zumeist Amerikaner, Neuseeländer und Australier unter den Gästen. Da durch die schlecht isolierten Fenster des Speiseraums zu sehen war, dass der Schneefall eher zu als abgenommen hatte, war die Entscheidung getroffen, den ersten Skitag im Skigebiet von Niseko zu verbringen. Der Mount Yōtei-zan musste also noch warten und der Bayer sollte recht behalten… vorerst.

Das Skigebiet von Annupuri ist eins der vier Skigebiete von Niseko United. Es liegt auf einem erloschenden Vulkan und ist durch seine Lage zwischen Bergen und dem Meer den kalten und trockenen sibirischen nord-west Winden ausgesetzt, die sich über dem Japanischen Meer mit Feuchtigkeit anreichern. Diese Feuchtigkeit produziert im Winter den starken und anhaltenden Schneefall, den für uns Skifahrer so begehrten JAPOW.

Das Resort bietet viele Treeruns abseits der Piste, die durchaus ansprechend wären, wenn sie halt nicht direkt von der Piste zu erreichen wären und somit sehr überfüllt und zerfahren sind. Für den ersten Skitag war das schon sehr okay, aber letztendlich nicht das was wir uns wirklich vom Skifahren im Land der aufgehnden Sonne versprochen haben.

 

Zweiter Ski-Tag – dieser sollte also anders aussehen und so entschlossen wir uns eine Tour abseits des Skigebiets anzugehen. Nach etlichen Recherchen im Internet viel die Entscheidung auf Mount Mekunnai nahe Niimi. Bei weiter anhaltendem Schneefall kamen wir mit unserem japanischen Van in einer schneebedingten Sackgasse an. Dort standen nur zwei weitere Autos auf dem Parkplatz der berühmten Onsen. Da diese allerdings wegen zu großer Schneemenge geschlossen waren, konnten die anderen Autos auch auch nur von Tourengehern sein. Was wiederum bedeutet, dass wir es tatsächlich geschafft haben, dem Trubel von Niseko zu entkommen. Als dann noch die Sonne kurz herauskam und uns den Blick auf ein wunderschönes Face gewährte, war die Vorfreude groß. Hektisch machten wir alles startklar und stiegen zunächst auf einem tiefverschneiten Weg los. Über eine kleine Brücke ging es dann in den Wald hinein und das erste Mal kam das richtige Tourengefühl hoch, was allerdings jäh zerstört wurde, als wir die Baumgrenze überschritten hatten. Das Wetter hatte sich wieder verschlechtert und machte ein weitergehen im unbekannten alpinen Gelände unmöglich. Bei der Abfahrt flog uns zwar einiger JAPOW ins Gesicht, allerdings war dies bei der geringen Hangneigung nur mit einer Schussfahrt der Fall. Die Entscheidung ob wir noch das Face suchen, welches wir vom Parkplatz aus gesehen haben, hat sich auf Grund der Ernüchterung und des Wetters von allein erübrigt.

Enttäuscht und hungrig fanden wir uns in einem kleinen japanischen Imbissrestaurant bei einer traditionellen japanischen Ramen Schüssel wieder. Die Enttäuschung stand jedem ins Gesicht geschrieben, aber die japanische Power-Nudelsuppe erinnerte uns daran, dass wir auf dem Weg ein paar zugeschneite Lawinenbrecher oberhalb der Straße gesehen haben, die man ja für einen versöhnlichen Abschluss dieses Tages nutzen könnte. Matthias und Flo machten sich auf den Weg zwischen Wohnhäusern und deren Vorgärten, während Franz mit seiner Kamera und ich mit der Drohne unten auf die beiden warteten. Nachdem die Shots auf den Speicherkarten codiert waren, ging es zurück zu unserer Lodge in Niseko.

 

Dritter Ski-Tag – Da die ersten beiden Ski-Tage nicht wirklich optimal gelaufen sind, haben wir uns entschieden am dritten Tag in das süd-östlich von Niseko gelegene Rusutsu zu fahren. Auch dort befindet sich ein Skigebiet, so dass wir unserer Strategie treu bleiben konnten, uns erst einmal an ein Skigebiet zu halten und von dort aus zu spotten. Die knapp 30 Minuten Fahrt vergingen schnell und es war der erste Tag mit keinem Schneefall, so dass man endlich etwas von der Landschaft sehen konnte. Die Strecke führt genau am Mount Yōtei-zan vorbei, der mit seiner symetrischen Form und seiner Höhe (1.898 m) die Landschaft bestimmt. Gedanken an unseren bayrischen Freund kamen auf und die Frage, ob er recht behalten sollte!?

Am Parkplatz angekommen, wartete schon die erste Überraschung, denn Rusutsu besteht aus zwei Skigebieten die mit einer Gondel, die horizontal durch das Tal führt, miteinander verbunden sind. Nach dem Ticketkauf entschieden wir uns direkt jene Gondel zu nehmen, da sie zu dem westlich gelegenen und steileren Berg führt. Aus der Godel heraus kann man das Skigebiet gut einblicken und nördlich der letzten Skipiste sind zwei Hänge gelegen, die auf jeden Fall vielversprechend aussahen. Nach drei Liftfahrten waren wir am höchsten Punkt und schnallten die Ski ab und stiegen zu Fuß über einen Grat zu den besagten Hängen auf. Der Aufstieg war nicht allzu lang und wir wurden mit einer schönen aber nicht wirklich anspruchsvollen Abfahrt belohnt. Da es an diesem Tag das erste mal richtig aufklarte, war es an der Zeit die Drohne erneut in die Luft zu schießen und auf ein paar Flugkilometer zu kommen. Zu dem Zeitpunkt wussten wir noch nicht, dass es der letzte Tag mit der Drohne war. Geflasht von der ersten richtigen Abfahrt, gondelten wir direkt wieder hoch. Franz hatte beim Aufstieg mit seinem fotografischen Blick einen schönen Naturkicker gespottet, wo er von uns "Buben" ein paar Pics schießen wollte. Gesagt getan und da sich der Kicker mehr als perfekt entpuppte, nahm sich Flo nicht die Gelegenheit, kurzerhand einen Backflip in den Hang zu ziehen. Nachdem wir einige Pics im Kasten hatten und Flo meinen Skistock bei einer Landung zerbrochen hat, reichte es mit dem Spiel mit der Schwerkraft und wir cruisten noch einmal euphorisiert den Hang nach Rusutsu hinunter. Rusutsu liegt im Schatten des Yotei-zans, der bei herrlichem Licht zum Sonnenuntergang uns anstrahlte und unsere Aufgabe für den nächsten Tag sein sollte, denn das Wetter sollte halten.

Mit dem Blick auf den Yotei und dem Wissen, dass wir am nächsten Tag die Besteigung angehen können, spotteten wir auf dem nach Hauseweg noch alternative Abfahrtsrouten, denn die Vorahnung, dass wir nicht die einzigen am Berg sein werden, war mehr als real. In der Gruppe schlossen wir schon Wetten ab, wieviele Tourengeher am nächsten Tag den Gipfel wohl in Angriff nehmen werden, die Range reichte von 30 bis 300…

 

Mount Yōtei-zan, der Fuji von Hokkaidō

Vierter Ski-Tag – Mit unserer Vorahnung stiegen wir morgens um 6 Uhr aus den Federn und diesmal musste ein kurzes Frühstück auf dem Weg zum Einstieg der Route beim Seven-Eleven reichen. Nachdem wir eingeschweißte Milchbrötchen mit gehörigem Zuckerinlay in uns hineingestopft, uns mit Proviant für die Tour vergesorgt und noch einen Kaffee bei minus 20° C vor dem Auto genossen haben, fuhren wir weiter zum Parkplatz am Einstieg in die Route. Beim einbiegen in eine schmale, langgezogene Sackgasse wurde schnell klar, dass diejenigen von uns, die bei der Wette die Höchstzahl gewählt haben, deutlich falsch gelegen haben. Es waren weit mehr als 300 Tourengeher am Start. Zu dem Zeitpunkt kam eine erste Ernüchterung in uns hoch, was aber nicht davon abhielt, die Felle auf die Ski zu ziehen und uns langsam startklar zu machen. Der erste Part verläuft sehr flach in den Wald des Yoteis hinein und ist im Sommer bestimmt auch ein herrlicher Wanderweg. Alleine in diesem Abschnitt befanden wir uns schon in der Zange von einer amerikanischen Gruppe. Die typischen amerikanischen Ausdrücke des Entzükens, ´amaysing, awesome, epic, literally the best day of my life´ waren die ständigen Phrasen, die man permanent von  vorne und hinten zu hören bekommen hat. Da die Route nach einer links Kurve auch deutlich steiler wurde, war auch die Gelegenheit zum überholen nicht wirklich gegeben. So fand man sich mit seiner Situation zufrieden und stieg beständig weiter in die Höhe. Als sich der Wald lichtetet zog es auch wieder ein bißchen zu, was den Berg in eine sehr mystische Atmosphäre hüllte. Oberhalb der Waldgrenze legten wir die erste längere Pause ein, die auch definitiv von Nöten war, da das aufsteigen in der Kollone nervenzehrend war und das Frühstück aus dem Seven-Eleven sich auch nicht als die beste Sportlernahrung entpuppte. Je höher wir kamen, desto steiler wird naturgemäß der erloschende Vulkan. Was auch Auswirkungen auf die Schneedeckenkonsistenz hatte. Diese wurde zunehmend eisiger, die exponierte Lage und der Wind taten ihr Übriges. Zusätzlich wurde auch immer deutlicher, dass nicht jeder von unseren ungewollten Berggefährten ein geübter Tourengeher war. Wenn eine ordinäre Spitzkehre schon zuviel des Guten ist, dann ist eine latente Genervtheit schon mehr als selbstverständlich. Für die letzten Höhenmeter sattelten wir die Ski an den Rucksack und stiegen in direkter Linie zum Rand des Kraters auf. Genervt, erschöpft und trotzdem glücklich erreichte ich den Gipfel, wo Flo und Matthias schon warteten. Schnell wurden die verschwitzten Sachen gewechselt und die Skijacke übergezogen. Nun war endlich Zeit den Gipfel und den Moment zu genießen. Die Wolken haben sich inzwischen verzogen und es eröffnete sich uns ein atemberaubender Blick über die Insel Hokkaido bis hin zum Meer und in den Krater des Yotei. Während sich in selbigen die Mehrzahl der Touristen freudeschreiend hinabstürzten, wichen wir auf unsere am Vortag herausgesuchte alternative Abfahrtsroute (Schweinchen Schlau, weiß genau!). Nach kurzer Orientierung und eine Traverse über Lavagestein, das mit gefrorenen Eis bedeckt war, fanden wir zügig den Einstieg zu unserer Line. Nachdem Franz seine Abfahrt schon hinter sich hatte und Flo als nächstes reindroppen wollte, zog es sich schlagartig wieder zu, um dann genauso schnell wieder aufzuklaren. In dem Moment überkam uns die Gier nach schönen Drohnenaufnahmen und Matthias und ich bauten schon im Hang stehend, eine improvierste Start- und Landerampe für die Drohne. Als diese startklar war, schoß ich sie in die Höhe und im nächsten Moment verlor ich die Kontrolle über das kleine High-Tech-Gerät. Eine Windböe hatte sie erwischt und beim Versuch sie von Matthias fernzuhalten, verfing sie sich an einem Skibacken und das erste Rotorblatt flog uns um die Ohren. Damit nicht genug, das Zweite und Dritte musste auch noch dranglauben und die Drohne schaltete sich erst dann, wie ein Käfer auch dem Rücken liegend, automatisch ab. Mir war sofort bewusst, dass das verherende Folgen haben wird, da ich nur zwei Ersatzrotatoren im Gepäck hatte. Nichtsdestotrotz, oder vielleicht gerade wegen der fehlenden Drohne, war die Abfahrt ein einmaliges Erlebnis. Der unberührte, tiefe Schnee des Yoteis, die Länge der Abfahrt und von die Lava geformten Couloirs in der unteren Hälfte des Berges sind ein unglaublicher Spielplatz für jeden Skifahrer. Auch der etwas müßige Rückweg über die Straße zurück zu unserem Auto konnten dem keinen Abbruch erteilen. Geflasht von den Strapazen und Erlebnissen des Tages fanden wir uns im Auto auf dem Weg zur Lodge wieder und nun konnte auch ich die Worte der Amerikaner mit gutem Gewissen in den Mund nehmen. Bei der Erinnerung an unseren bayrischen Kollegen, konnte man sich ein leichtes Schmuzeln nicht verkneifen.

 

Otaru & Kiroro

Fünfter Tag – Face am Mount Mekkunnai und Fahrt nach Otaru

Sechster Tag – Kiroro

Siebter Tag – Mt. Yoichi